Die Arbeit stellt 21 Wohnungen dar, die sich in unterschiedlichen städtischen Kontexten befinden; Wien, Istanbul, Samsun, Sarajevo und New York City. Das sind Wohnungen, mit denen ich in einem Zeitraum von drei Monaten auf irgendeine Weise in Kontakt gekommen bin: Einige davon sind mir durch meine Beziehung zu ihren Bewohnerinnen bekannt geworden, die anderen sind imaginäre Wohnungen, deren Grundrisse ich ausgehend von den Fassaden der Häuser in denen sie sich befinden, entwickelt und um Geschichten zu ihren Bewohnerinnen erweitert habe.
Durch penibel detaillierte Fassadenzeichnungen versuche ich den Leserinnen die Geschichten weiterzugeben, die die Bauten dem städtischen Raum unermüdlich erzählen: Geschichten zur politischen Situation ihrer Entstehungszeit, der finanziellen Lage des Bauherrn, der gesellschaftlichen Stellung der Hausbesitzer und Hausbewohner, den Gewohnheiten und den gestalterischen Moden sowie den Stadtentwicklungsvorstellungen der Zeit, in der sie entstanden sind. In Abhängigkeit von der Entstehungszeit oder dem kulturellen Milieu aus denen die Häuser entstammen, lässt sich ein spezifischer Repräsentationsanspruch an ihren Fassaden ableiten: Stuckarbeiten, vorgetäuschte Steinverkleidungen, feine Verglasungen sowie selten vorkommende Verfliesungen... Große Öffnungen, kleine Öffnungen, niedrige Räume... Durch die aus dem städtischen Kontext extrahierte Darstellung der Fassaden will ich den Leserinnen eine intimere Kommunikation ermöglichen, um den Geschichten besser lauschen zu können.
Wenn die Leserin interessiert bleibt und die Zeichnungen vertiefend betrachtet, verrate ich ihr, was in den Räumen hinter den Fassaden zu finden ist. Mit dem Blick in die Privatsphäre der Bewohnerinnen wird die Betrachterin auf eine weitere Kommunikationsebene geleitet; hier vermischt sich die Repräsentation mit Individualität, die sich am „Persönlichem“ festmachen lässt. Dafür werden Objekte dargestellt, die für die Gewohnheiten der Bewohnerinnen stehen und ihre Persönlichkeit durch Alltägliches zum Ausdruck bringen.
Diese Mischung von Realitäten und Vorstellungen ist eine Momentaufnahme, in der ein Spektrum unterschiedlicher Wohnsituationen in verschiedenen Städten dargestellt wird.
Schlussendlich fügen sich all diese Wohnungen zusammen zu einem Konstrukt. In diesem chaotischen „Raumhaufen“ gibt es eine Erschließung, die tatsächlich funktioniert und die Eingänge aller Wohnungen miteinander verbindet und manch angenehme oder schwierige Nachbarschaftsbeziehung offenlegt. Im Zelebrieren des Zusammenlebens verschwinden alle Fassaden und Objekte, womit ich die Leserin motivieren will, in diesem Konstrukt ihren eigenen Platz zu finden, bzw. sich darin wiederzufinden und das Dargestellte zu kommentieren.
Diese Idee ist von der poetischen Überzeugung beseelt, dass „Wohnen“ alle auf der Welt zusammenhält. Weil wir eine und die vielen sind.